Dort, wo heute das „Grüne C“ zwischen den Ortsteilen Graurheindorf und Mondorf den Rhein quert, fügt sich seit kurzem der Neubau des „Fährpavillons“ in die fächerartig terrassierte Uferlandschaft ein. An historisch prominenter Stelle – kaum jemand weiß noch, dass es hier zu Beginn des 17. Jahrhunderts eine Insel im Rhein mit Befestigungsanlagen der „Pfaffenmütze“ gab – befindet sich heute ein hochwertiger Anlaufpunkt für die Bewohner der umliegenden Stadtteile, „Rheinwanderer“ und Touristen im Bonner Norden. Die konstruktive Auseinandersetzung mit Hochwasserschutz, Landschaftsschutz und „Bauen im Außenbereich“ hat in einer 8- jährigen Planungs- und Bauzeit alle Beteiligten gefordert. Nur mit viel Unterstützung von allen Seiten konnte das Vorhaben zu Erfolg und Realisierung geführt werden. Im festgelegten Baufenster ist das neue Gebäude für Saisongastronomie leicht nach Süden gedreht. Seine Proportionen sind dem umgebenden, weitläufigen Landschaftsraum angepasst. Zur Rheinseite öffnet sich der Gastraum mit einer großzügigen Fensterfront zum Panoramablick über den Fluss. Die vorgelagerte Galerie ist mit einem filigranen Stahlgeländer ausgestaltet. Demgegenüber ist die Straßenansicht geschlossen gehalten. Hier bildet das Mauerwerk aus Betonfertigteilstürzen einen ruhigen Wandcharakter mit einer leicht changierenden Oberfläche. Der Ausschank öffnet sich über Eck mit zwei großen Schiebefenstern, die von Cortenstahlplatten gerahmt sind. Die rostrote Farbigkeit der Stahlplatten markiert den Gebäudezugang. Ein hundertjähriges Hochwasser hat die Bonner Rheinanlieger in den letzten 20 Jahren bereits zweimal getroffen: entsprechend sorgfältig musste der Hochwasserschutz geplant und umgesetzt werden. Sichtbar und gleichzeitig unsichtbar sind die Anforderungen in die architektonische Gestaltung eingeflossen: Markante Stahlrahmen umfassen Türen und Fenster, T- Stahlstützen tragen rheinseitig das Dach. Bei Hochwasser verschließen dicht aufgeschraubte Platten die Öffnungen, Dammbalken werden zwischen die ⌶-Stahlstützen eingeschoben, fixiert und füllen sich sukzessive mit Wasser. Die damit entstehende Auflast presst die Profile fest aneinander und schützt die raumhohe Holzverglasung des Gastraumes. Grundkonzept der Tragwerksplanung ist eine Stahlbetonkonstruktion auf einer 80 cm dicken wasserdichten und fugenlosen Bodenplatte, um Lasten gegen Auftrieb aus dem Hochwasserfall zu generieren. Die Umfassungswände wurden in WU-Beton ausgeführt. Entsprechend den Anforderungen an Gebäude in Überschwemmungsgebieten wurden die technischen Anlagen im Obergeschoss untergebracht, das über der HQ200- Linie liegt und über einen Zugang von außen (Dachluke) verfügt. Das eingebrachte Bauvolumen wird durch den Rückbau der nahegelegenen Schotterrampe ausgeglichen.
Umfang
Neubau Saisongastronomie, Objektplanung Gebäude "Bauen im Außenbereich", Hochwasserschutz, Landschaftsschutz
Besonderheiten
Clemens-August-Preis 2014: Anerkennung
Beschreibung